WiderstandsCamp der „Freunde des Augartens“ abgebrannt

Das Protestcamp gegen die Verbauung und Privatisierung des Augartens fiel einem Brandanschlag zum Opfer, mutmaßen AktivistenDSC_0345

 

Als im Frühjahr 2010 die Besetzer_innen des Augartenspitzes mit Motorsägen von den Bäumen geholt wurden, ging der Protest gegen die geplante Konzerthalle der Wiener Sängerknaben an zwei Orten weiter.

Zum einen im Hof des benachbarten Filmarchivs, durch Anlegen eines „Bürgergartens“: „Wenn sie schon die Menschen brutal vertreiben, dann versuchen wir eben mit Pflanzen den Platz zu besetzen“, erzählt Renate Ablinger dazu im Stadtfrucht-Artikel über Alte Sorten.

Zum anderen durch ein Widerstandscamp auf der Dammwiese zwischen Filmarchiv und Oberer Augartenstraße, einem lebendigen Dauerprovisorium mit Zelt, Hütte, Gartenlaube und Blumenbeeten, zwischenzeitlich auch mit Hasenstall.

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Auch als die von der Pühringer Privatstiftung finanzierte und von der Baufirma Pühringer erbaute Konzerthalle stand (auf einem Grund des Augartens, der von Bundesdenkmalbeamten umgewidmet wurde, die dem Bauherrn Peter Pühringer angeblich „verbunden“ waren), blieben die „Freunde des Augartens“ und das „Josefinische Erlustigungskomitee“ aktiv, samt ihrem Camp – „zum Schutz des Augartens vor jeglicher weiterer Verbauung und Privatisierung“, wie es dann später auch in einer Petition gefordert wurde. Jeden Donnerstag zwischen 16:00 und 18:00 fand hier eine „lustig-listige Mahnwache“ statt.

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Stadtfrucht Wien unterstützte das ProtestCamp im Herbst 2012 bei einem sogenannten Nightplanting durch die Pflanzung von fünf Obstbäumen. Sechs Wochen später waren diese Bäume verschwunden (siehe Stadtfrucht-Artikel „Geklaute Obstbäume“) – von den Bundesgärten im Auftrag der Burghauptmannschaft entfernt und an ihre Mitarbeiter verschenkt, wie sich einige Wochen später herausstellte. (Eine von uns geforderte Wiedergutmachung wurde von den Verantwortlichen der Bundesgärten hartnäckig ignoriert.)

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Vorgestern, am Montag, den 12. Mai 2014, um 6:40 Uhr, stand das WiderstandsCamp in Flammen. Das regennasse Zelt und die Holzhütte brannten in kürzester Zeit ab. Glücklicherweise befand sich in dieser Nacht niemand im Zelt. „So gleichmäßig und schnell wie das abgebrannt ist, war das ganz klar ein gezielter Anschlag“, sagt einer der Aktivisten. Er habe beobachtet, wie sich der auf den Geruch von Brandbeschleunigern ausgebildete Polizeihund an drei Stellen niedergelassen hat. (Anm.: Das Tier könnte hier auch entzündbare Lösungsmittel aufgespürt haben, die schon im Zelt lagerten).

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Auch das fehlende Vorhängeschloss an der ehemaligen Eingangstür spreche eine deutliche Sprache, meint ein anderer Aktivist: „Der Brandstifter hat vorher geschaut, ob hier wer übernachtet. Es wurde bewusst vermieden, dass wer zu Schaden kommt. Das war professionell.“ – Spekulation? Die Polizei habe mittlerweile jedenfalls  „Anzeige gegen unbekannt“ erstattet, wegen Brandstiftung.

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„Aufgeben tun wir nur einen Brief“, sagt eine ältere Aktivistin kämpferisch, „wir bleiben!“ Zwei Kollegen zimmern bereits an einer Vergrößerung der stehen gebliebenen Gartenlaube. Somit eine ermutigende Nachricht zum Schluss: Das WiderstandsCamp am Augarten steht wieder auf (in der noch allgegenwärtigen Klangwolke des Conchita-Wurst-Songcontest-Gewinnerliedes sei an dieser Stelle erlaubt zu schreiben) Like A Phoenix Rising From The Ashes !

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SPENDEN für den Wiederaufbau:

Verein Freunde des Augartens. ZVR-Zahl 444488679
IBAN: AT53 2011 1300 3215 4660
BIC: GIBAATWWXXX
Verwendungszweck: Wiederaufbau Camp

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LINKs:

http://www.baustopp.at/

http://erlustigung.wordpress.com/

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TERMIN:

Augarten-“Putztag” am Sonntag, 18. 5., 15 Uhr, Treffpunkt vor dem Haupttor (Der Termin wurde schon vor dem Brand vereinbart)

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(Fotos: Peter A. Krobath)

Comments
3 Responses to “WiderstandsCamp der „Freunde des Augartens“ abgebrannt”
  1. Hat dies auf Das Josefinische Erlustigungskomitee rufet das Volk! rebloggt und kommentierte:
    Ein schöner Beitrag von Peter A. Krobath, danke!

  2. akinmagazin sagt:

    Hat dies auf akinblog rebloggt.

  3. Rescheneder sagt:

    Summenbericht – Situation Augarten –
    Wien, am 15.6.2014 von Rescheneder
    Es erscheint notwendig die Situation im Augarten zusammenzufassen, denn in den vergangenen Jahren hat eine Entwicklung eingesetzt, die in eine negative Richtung abläuft. Alle Versuche hier eine einheitliche Richtung zu finden waren erfolglos. Die negativen Ereignisse im Augarten aus der Kriegszeit sind bis heute nicht überwunden und führen nach wie vor zu Auseinadersetzungen über den Weg zu einer Verbesserung. Es begann mit dem Leitbild 2008 an dem viele Institutionen teilgenommen haben. Alle dort beschrieben Wünsche konnten nicht umgesetzt werden. Letztlich scheiterte das Projekt, nicht zuletzt an der großen Anzahl von Teilnehmern mit zu unterschiedliche Interessen und Ansichten. So machte im Augarten jeder was er wollte und dieser Trend hält heute nach 6 Jahren immer noch an. Es ist daher an der Zeit einen Neustart zu unternehmen um den Augarten wieder in eine Art Barockgarten zurückzuführen. Den Titel der „älteste Barockgarten“ von Wien zu sein, wie dies in der Touristenwerbung angeboten wird, gibt es schon lange nicht mehr. Heute ist der Augarten eine Dreiteilung in Bunkergarten / Autogarten / Palaisgarten. In jedem dieser drei Teile überwiegen spezifische Interessensgruppen, die nicht bereit sind die Situation heute anzuerkennen und Lösungen für die Zukunft einer Vereinheitlichung zuzustimmen. Die Abfackelung des Widerstandzeltes am Augartenspitz war das letzte negative Ereignis in dieser Gesamtproblematik zur Lösung der Probleme im Augarten. Der Augartenspitz seit; jeher in der politischen Diskussion hat sich auch durch den Bau des MuTh noch immer nicht beruhigt. Bei der Baubewiligung wurden viele formale Fehler der Politik gemacht, die letztlich zu den unschönen Protesten geführt haben. Das MuTh ist letztlich ein Erfolg geworden und sollte als neue Werbung für den gesamten Augarten genutzt werden. Das neue Theater ist eine Aufwertung für den Augarten, den 2.Bezirk und für Wien. Diese Tatsachen müssen auch anerkannt werden, auch wenn noch immer über einen Abriss diskutiert wird. Letztlich ist es auch dies der Grund, dass es zu einer Abfackelung des Widerstandszeltes kam. Alle Indizien deuten auf eine Brandlegung hin, auch wenn die genau Klärung, noch offen ist. Die Täter liegen entweder politisch ganz links oder ganz rechts. Beide Extreme könnten ein Interesse daran haben eine solche Tat durchzuführen. Es ist zu hoffen, dass die Schuldigen bald gefunden werden. Leiderist die Politik jeder Farbe mit verantwortlich, denn sie hat es unterlassen rechtzeitig die Situation zu entschärfen. Es bleibt nur zu hoffen, das jetzt erkannt wird, es eine Kompromisslösung endlich geben muss.
    Es war daher notwendig abzuklären wer heute die Verantwortung für den Augarten trägt. Nach langen Diskussionen, Besprechungen und Mails mit den Behörden ist konnte dieser Punkt eindeutig auch rechtlich geklärt werden.
    Zuständig ist die Burghauptmannschaft (Leitung: HR Mag. Reinhold Sahl), mit der bereits intensiver Mailverkehr und persönliche Diskussionen in den letzen Jahren geführt wurden. Leider ohne greifbares Ergebnis, wenn man von der neuen Beschriftung der Gedenktafel über die Musikgeschichte der Konzerte im Augarten, einmal absieht.
    Die Petition 13 gehört daher im Wirtschaftsministerium als verantwortliche Stelle eingebracht. Das Rathaus ist nicht zuständig wie die Anwort dazu beweist Viele Fehlinvestitionen (in Summe in Millionenhöhe) wurden trotz Proteste gegen die Augartenbesucher in alle drei Teile des Augartens (Bunkergarten / Autogarten / Palaisgarten) investiert.
    Diese Behauptung kann durch Artikel und Bilder eindeutig nachgewiesen werden. Auch der Rechnungshof kritisierte in einem Bericht – Bund 2011/11 – die Gebahrungen und Organisation der Burghauptmannschaft in seiner Gesamtheit.
    Eingebracht am 15.62014 – von Rescheneder karlrescheneder@hotmail.com
    ***Bei Bedarf mehr ? unter dieser Adresse***

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