SoliLa!-Landbesetzung von Räumung bedroht

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Teil 2, 7. Mai, 13 Uhr. Zoomt man auf Google Map das Donaufeld heran und hat dabei die Adresse An der Schanze 38 im Visier, stößt man auf einen kleinen Bauernhof, der heute nicht mehr existiert. Das Bild ist wahrscheinlich ein paar Jahre alt und wurde zufälligerweise in einem besonderen Moment aufgenommen:

Vor dem ebenerdigen Gebäude parken zwei gleiche weiße Kleinbusse, die Schiebetüren stehen offen, im Umkreis von rund 20 Metern haben sich 8 bis 11 Personen am Gelände verteilt (die Unschärfe des Bildes führt zur Ungenauigkeit der Zahl). Was geschieht hier? Dass es sich bei den Personen um Erntearbeiter handelt, ist auszuschließen, denn am Feld gedeiht nichts, und fast alle tragen weiße Hemden. Sind es Angestellte des Wohnfonds Wien, die gerade das Grundstück in Augenschein nehmen? Oder die einer Baufirma? Oder beides? Hat hier ein Satellit in seiner entrückten Ahnungslosigkeit einen historischen Moment eingefangen, der die Transformation des Wiener Donaufelds besiegelte?

Alles Spekulation!DSC_0208

Äh, damit ist jetzt ausnahmsweise die Interpretation des Bildes gemeint. Nur der erste Schritt des Verwandlungsprozesses ist erwiesen: Das Feld, das sich von dem ehemaligen Bauernhof bis zum Drygalskiweg erstreckt, gehört seit rund einem Jahr dem Wohnfonds Wien. Ob der dieses Stück Land, wie das sein Job ist, eines Tages einem Bauträger verkaufen, und dieser, wie das sein Geschäft ist, den fruchtbaren Boden versiegeln und darauf Wohnbauten errichten wird, steht noch dahin. Denn die Zukunft wird erst geschrieben. Seit 4. Mai sitzt jedenfalls die Gruppe SoliLa! auf dem oben beschriebenen Feld und (auch wenn sie schon wieder von Räumung bedroht ist) mit an dieser Zukunfts-Tastatur.

Von Räumung bedroht?!

Durch den Pächter? Den selbsternannten Pächter (mittlerweile ist bekannt, dass er nur ein Prekariat hat, das er bisher nicht nutzte), der sich am ersten Tag so sehr aufgeregt hat, dass zu befürchten war, er fährt mit seinem Traktor die ganze Besetzung samt Zelten und Beeten einfach nieder? Nein. Der hat sich ab dem zweiten Tag als gesprächsbereit erwiesen, zwar mit widersprüchlichen Aussagen, aber durchaus gelassen. Und am Montag hat er bereits mitgeholfen, auf seine Art, mit dem Traktor.

DSC_0161Durch andere Nachbarinnen? Keineswegs. Die kamen am Sonntag zahlreich zu Cafe und Kuchen und Crepes und erzählten dies und das und unter anderem folgendes: Die Bauvorhaben am Donaufeld werden von einigen Bauern blockiert, denen es nicht um den Erhalt des Ackerbodens geht, sondern darum, beim letzten und ertragreichsten Fruchtfolge-Glied, der Umwidmung in Bauland, möglichst viel Geld herauszuholen. Und so dürfte es noch etliche Jahre dauern, bis hier wirklich gebaut wird.

Nun wird es aber höchste Zeit, den Räumungs-Treiber zu verraten: Es ist der Wohnfonds Wien. Und die Frist, die er den Besetzerinnen gesetzt hat, verstreicht bereits heute (Dienstag, 7. 5.) um 17 Uhr. Auf meine telefonisch angekündigten und per Mail heute Vormittag gestellten Fragen an den Wohnfonds habe ich bis zur Stunde (13 Uhr) keine Antwort bekommen. Warum der Wohnfonds Wien ohne Gespräche zu führen und trotz der (ob der Bausperre) ganz und gar nicht gebotenen Eile so radikal gegen die Gärtnerinnen vorgehen will, und ob er es auch wirklich tun wird, bleibt also noch offen…

Hier die Forderungen von SoliLa! :

Wir fordern die Rücknahme der Räumungsdrohung und die Aufnahme konstruktiver Gespräche!

Wir fordern die Politik auf hier alle nötigen Schritte zu unternehmen um
einen Dialog zu ermöglichen.

Ruft den Wohnfonds und das Büro Vassilakou an und nervt sie mit eurerDSC_0173
Empörung über das Verhindern eines jungen Projekts im Donaufeld, das gegen
Verbauung und für Partizipation in Land- und Stadtgestaltungsprozessen
einsteht.

Wohnfonds: office@wohnfonds.wien.at 01/40359190

Büro Vassilakou (Stadtentwicklung und Bürger_innenbeteiligung)
M. Vassilakou: 01/4000 81 670
Alexandra Rupp-Ebenspanger: 01/4000 81 690

Darüber hinaus laden wir alle solidarischen und interessierten Menschen
Heute um 12 Uhr zum gemeinschaftlichen Gärtnern zum Gartltag ein (mit
Seedswap und VoKü).

Um 14 Uhr findet ein Notfalltreffen bezüglich der Räumung statt.

Wir wollen gemeinsam zeigen, dass wir für eine landwirtschaftliche Nutzung
der Fläche sind und gegen eine Versiegelung.
Darüber hinaus wird Heute Abend ab 19 Uhr auch die Dokumentation “The
Garden” gezeigt werden, diese beschäftigt sich mit den “South Central
Farms” einem Community Garden in Los Angeles und dessen Räumung 2006.
Dazu gibts lecker Gegrilltes!

Kommt alle, bringt eure Freund_innen mit, sowie Schlafsäcke und Popcorn!
Widerstand ist Fruchtbar, sät die Samen!

Mehr und Aktuelles unter: http://17april.blogsport.eu/

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